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10.07.2016

"Marine gegen Walmart: Chris O’Leary bei Groove Now" (BaZ, 27.06.2016)


Von Stefan Strittmatter

Was für ein Song! Bei «Hold On I’m Coming» peitscht die Rhythm-Section, die Horns fräsen und Chris O’Leary kündigt mit beseelter Stimme seine Ankunft an. Das 50 Jahre alte Stück des Soul-Duos Sam & Dave ist ein erster Höhepunkt an diesem Freitagabend im Volkshaus, wenngleich zu diesem Zeitpunkt längst alle Besucher am mittlerweile dritten Basler Konzert der Chris O’Leary Band bemerkt haben, dass der bullige Frontmann mit der wandel­baren Stimme angekommen ist. Dafür hat Chris O’Leary zuvor mit gelungenen Covers von Bo Diddley und Professor Longhair gesorgt.

Etwas unglücklich ist der frühe «Gangwechsel», wie der Sänger ruhigere Stücke anzukünden pflegt, zur Eigenkomposition «Louisiana Woman». Doch bereits mit «Wish You Would» drückt das amerikanische Sextett wieder ordentlich aufs Gaspedal. Der fiebrige Chicago-Shuffle begnügt sich mit einem einzigen Akkord, und der Bandleader nutzt seine Freiheiten mit verschleppten Phrasierungen und effektvollen Spielereien mit dem Harp-Mikrofon. Dass er auch an der Mundharmonika ein grosses Talent ist, deutet er hier zum ersten Mal an.

Auf den Punkt
Mitreissend, wie spielfreudig die Band agiert, wenn auch Gitarrist Chris Vitarello im direkten Vergleich mit Chris DiFrancesco, dem Energiebündel an Baritonsax und Backings, recht phlegmatisch wirkt. Doch zählen weder Mimik noch Beinarbeit, sondern die Musik. Grosse Klasse auch, wie die Chris O’Leary Band zu keinem Zeitpunkt in diesem zweieinhalbstündigen Konzert (reine Spielzeit!) an Prägnanz einbüsst. Die Arrangements sind satt, die Sololängen richtig bemessen und die Songenden stets auf den Punkt gespielt.

Was auch auffällt: Die Eigenkompositionen O’Learys können zwar nicht mit den R’n’B- und Motown-Klassikern mithalten, doch bleiben ein paar Songs des ehemaligen Marines in Erinnerung: In der Soulballade «Daddy’s Here» läuft er zu stimmlichen Höchstleistungen auf und mit «19 Cents A Day» liefert er den markantesten Text des Abends. In diesem Rundumschlag gegen moderne Sklaverei, musikfreies MTV und schwindende Arbeitsplätze, bekommt auch der Supermarktgigant Walmart sein Fett ab. Wegen dieser einen Strophe, so O’Leary, seien sämtliche seiner CDs aus den Regalen der Discounter-Kette verbannt worden. Das ist natürlich bedauernswert. Wenn es aber dazu führt, dass diese tolle Band deswegen vermehrt in Europa – und vielleicht auch ein viertes Mal in Basel – anzutreffen ist, hat auch das sein Gutes.

Basler Zeitung, 27.06.2016


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