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Basler Zeitung
Virtuoses Destillat
Groove Now: Die Blues Giants im Basler Musikclub Atlantis
Von Nick Joyce
Basel. Letztes Wochenende wurden am Klosterberg 13 multiple Premieren gefeiert. Mit zwei brechend vollen Konzerten der programmatisch benannten Blues Giants hielt der Basler Veranstalter Groove Now seinen von langer Hand vorbereiteten Einzug ins Traditionslokal Atlantis. Gleichzeitig eröffnete die amerikanische All-Star-Band in Basel ihre allererste Europatournee.
Am Samstag spielten sich die Blues Giants souverän und lustvoll durch ein mit Stücken von Willie Dixon, Ike Turner und Junior Wells gespicktes Repertoire. Im Mittelpunkt des zweistündigen Konzerts stand der Sänger Sugaray Rayford, der sich als Schwergewichtchampion des Blues vorstellen liess. Das zu Recht: Der TexaGlatteis ner hat die Physis eines Boxers und die Stimme eines Hurrikans. Im Atlantis entwickelte sich Rayford langsam vom gutmütigen Animator zum Soul-Shouter vom Kaliber eines Wilson Pickett. Aber erst, als er das Mikrofon ruhen liess und eine Nummer unverstärkt sang, wurde der ganze Umfang seiner Stimme deutlich.
Federnde Eleganz
Zu Rayfords Rechten und Linken standen die Gitarristen Mike Zito und Albert Castiglia, zwei Musikerpersönlichkeiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der adrett gekleidete Vielspieler Zito neigte in seiner ganzen technischen Brillanz zur Selbstverliebtheit, während Castiglias Soli wie musikalischer Stacheldraht klangen. Jede präzis platzierte Note des leicht gebückten Musikers in Hemd und Jeans hatte Spitzen und Kanten; man konnte seinem rockig aufgerauten Spiel darum mühelos folgen.
Die eigentlichen Stars des Abends standen und sassen aber in der zweiten Reihe. Willie J. Campbell am Bass und Jimi Bott am Schlagzeug bewiesen im Atlantis, dass eine Band immer nur so gut ist wie ihre Rhythmusgruppe. Und diese ist bei den Blues Giants schlicht grandios. Mit federnder Eleganz und bestechender Ökonomie führten Campbell und Bott Virtuosität im Destillat vor. Selten hat man eine derart spannungsgeladene Kombination von runden Walking-Bässen und trocken treibendem Schlagzeug erlebt.
Am Samstag profitierte das bald begeisterte Konzertpublikum davon, dass das Atlantis auf Geheiss von Groove Now technisch aufgerüstet hat. Ein Sound von solcher Transparenz wäre in der lange zurückliegenden Hochzeit des traditionsbeladenen Lokals undenkbar, vielleicht sogar unerreichbar gewesen. Auch wenn das hiesige Musikgeschehen heute viel zu fragmentiert ist, als dass das Tis wieder der Szenentreffpunkt werden könnte, den es bis in die 1980er-Jahre hinein war: Die Voraussetzungen für seine endgültige Rückkehr in den kleinen Kreis der Basler Musikclubs scheinen jetzt gegeben. Willkommen zurück.
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